Metalle und Stähle bei hohen Temperaturen mit einem thermischen Schneidverfahren trennen: Wie lässt sich so ein Job nachhaltig erledigen? Die Breuer Metallbearbeitung GmbH aus Bad Laasphe im Wittgensteiner Land würde dafür gern selbst Wasserstoff produzieren.

„Wir brennen für unsere Kunden“ heißt der Claim, mit dem die Breuer Metallbearbeitung GmbH auf ihrer Website wirbt. Der Satz beschreibt präzise das Geschäftsmodell des 32-Mitarbeiter-Betriebs: Der Mittelständler aus dem westfälischen Bad Laasphe arbeitet an der Nahtstelle von Stahlherstellern und der metallverarbeitenden Industrie. „Wir bekommen Stahlplatten vom Walzwerk oder aus dem Stahlhandel, trennen und verarbeiten das Material und liefern fertige Zuschnitte an den Stahl-, Maschinen- oder Werkzeugbau“, erklärt Inhaber und Geschäftsführer Bernhard Ständer. Zum Kundenkreis zählen vor allem Unternehmen aus der Region. Speziell der Stanzwerkzeug- oder der Stahlbau braucht maßgeschneiderte Stahlzuschnitte. „Falls gewünscht, übernehmen wir Arbeitsschritte wie das Fräsen oder Sandstrahlen gleich mit“, sagt Ständer.
Das Verfahren, das Breuer zum Trennen der Stahlplatten hauptsächlich nutzt, heißt autogenes Brennschneiden. Es ist seit mehr als 100 Jahren im Einsatz. Ebenso lange stehen Metallbearbeiter schon vor der Herausforderung, diesen Schritt möglichst ressourcenschonend zu erledigen. Das Problem: Damit sich Stahl schneiden lässt, muss er punktuell auf Temperaturen von über 1.000 Grad Celsius erhitzt werden. Dafür braucht es neben Sauerstoff Brenngase wie Propan oder Acetylen – und die setzen viel CO2 frei. „Zwar nutzen wir auch Alternativverfahren wie Plasma- oder Laserschneiden“, erklärt Ständer. „Aber auch die verbrauchen viel Energie oder sind ab gewissen Blechdicken nicht wirtschaftlich sinnvoll einsetzbar.“


Der größte CO2-Hebel: Die Umstellung auf Wasserstoff
Der junge Geschäftsführer hat das Unternehmen im Juli 2021 übernommen. Dabei habe ihn das Thema nachhaltige Transformation von Anfang an umgetrieben, sagt er: „Ich finde es persönlich wichtig, dass wir unsere Umwelt und unser Klima in den Griff kriegen – für meine Kinder und mich selbst.“ Aber auch für Unternehmen sei die Reduktion von CO2-Emissionen zentral. „Ich glaube, die deutsche Industrie hat nur eine Chance, wenn sie in Richtung Klimaneutralität geht.“
Der Mittelständler aus dem Wittgensteiner Land hat sich deshalb ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis 2030 will das Unternehmen klimaneutral produzieren. Aber wie viele Emissionen entstehen im einem Metallbearbeitungsbetrieb genau? Und an welcher Stelle lassen sie sich wie reduzieren? „Wir sind im Moment dabei, zusammen mit einem Energieberater unsere erste CO2-Bilanz zu erstellen“, sagt Ständer. „Es gibt vereinzelte Nachfragen danach. Zwar sehr wenige, aber auf jeden Fall ist es im Kunden- und Lieferantenkreis Thema. Und auch unsere Kunden haben schon angedeutet, dass sie in Zukunft hier mehr machen wollen – und somit auch wir gefordert sind.“
In der Bilanz werden alle möglichen Aspekte erfasst: von der Lieferkette über alle Arbeitsschritte bis hin zur Logistik. Welche Stähle bei Breuer bearbeitet werden, hängt allerdings von den Wünschen der Kunden ab. „Wir sehen anhand des Zeugnisses, woher der Stahl kommt“, erklärt der Geschäftsführer. „Natürlich gibt es bereits grünen Stahl auf dem Markt. Aber, was ich so höre: Kaum jemand will ihn aktuell – weil er noch zu teuer ist.“ Das könne ein einzelner Mittelständler nur schwer beeinflussen, sagt Ständer. Deshalb fokussiere man sich bei der Transformation auf die Stellschrauben, an denen man wirklich drehen könne. Und für ein Unternehmen, das Brennzuschnitte produziere, seien das eben vor allem die klimaschädlichen Brenngase.
Für deren Vermeidung hat der Geschäftsführer eine konkrete Idee: „Wir würden das Propan gern durch grünen Wasserstoff ersetzen.“ Technisch wäre das möglich. Das Problem ist die Verfügbarkeit: Weder gibt es in Deutschland aktuell genügend Wasserstoff, noch wird Bad Laasphe in absehbarer Zeit an das zukünftige Kernnetz angeschlossen – laut aktuellen Plänen verläuft eine Umstellungsleitung nordwestlich entlang der Rheintrasse und der Verbindung ins Ruhrgebiet. „Deshalb wollen wir den Wasserstoff selbst erzeugen“, sagt Ständer.

Elektrolyseure, Genehmigungen und der Strompreis: Noch gibt es viele Fragezeichen
Dazu nutzen würde der Unternehmer gern eine 7.500 Quadratmeter große Freifläche direkt neben dem Firmensitz. „Die liegt seit Jahren brach und ist offiziell landwirtschaftliche Fläche. Wenn ich eine Genehmigung hätte, würde ich noch heute eine riesige Solaranlage dafür beantragen und wir hätten Strom ohne Ende – für uns und unsere Wasserstofferzeugung.“ Auf dem Areal könnte eine Anlage mit rund 750kW-Peak installiert werden, sagt Ständer. „Damit könnten wir jährlich 750.000 kWh saubere Energie erzeugen – und wohl zwischen 9.375kg und 18.750 kg Wasserstoff.“
Der Plan ist da, aber die Umsetzung läuft bislang holprig. „Uns werden dafür gerade überall Steine in den Weg gelegt“, klagt Ständer. Ein Problem sind die Bebauungspläne für die geplante Fläche. Ein anderes das Transformations-Know-how. „Kleine Mittelständler wie wir bräuchten eigentlich jemand, der sie unterstützt und guckt, wie man im Einzelfall helfen kann, insbesondere bei den bürokratischen Hürden.“
Viel Wissen hat sich der Geschäftsführer bereits selbst draufgeschafft: in Gesprächen mit der IHK, mit Energieberatern und Brennschneideherstellern. „Wir haben uns beraten lassen, was wir bei unseren Brennmaschinen verändern müssten, um auf Wasserstoff umzustellen – die Investitionen dafür wären nicht allzu groß“, sagt Ständer. Eine kleine Handbrennmaschine wolle man sogar schon bald anschaffen. „Die könnten wir für einfache Schneideaufgaben nutzen und mit Wasserstoff betreiben.“ Hier warte man nur noch auf die Förderung.
Ein anderes Thema sind die Elektrolyseure, die es für die H2-Herstellung braucht. „Da ist vieles noch in der Entwicklung“, sagt der Unternehmensinhaber. „Stand jetzt gibt es fast nur Start-ups und keine Lieferanten, die einem marktreife Produkte mit Sicherheit bieten.“ Auch die Preisentwicklung sei schwer kalkulierbar: „Steht die Solaranlage einmal, stellt sich die Frage: Wofür setze ich den Strom am sinnvollsten ein? Produziere ich daraus Wasserstoff oder speise ich ihn in Netz ein? Vielleicht zeigt sich am Ende auch, dass sich die Wasserstofferzeugung gar nicht lohnt“, sagt Ständer. Auch im Genehmigungs- und Förderdschungel fühlten sich kleine Betriebe, die auf keine großen Nachhaltigkeitsabteilungen zurückgreifen könnten, oft verloren. Hilfreich wäre laut Ständer eine Beratungsstelle, die bei der Beantragung unterstützt und einen Fahrplan erstellt, was in welche Reihenfolge zu tun ist: „Für uns sind die komplexen Genehmigungsverfahren ein Problem. Wir haben zu wenig Ahnung und zu wenig Zeit dafür, uns mit den Details auseinanderzusetzen.“
Doch allen Herausforderungen zum Trotz: Der Wille, die nachhaltige Transformation voranzutreiben, ist bei Breuer ungebrochen. „Ich hoffe, dass unser Transformationskonzept bis zum Sommer steht“, sagt Geschäftsführer Ständer. Bis Ende 2025 soll das Dach erneuert sein und die Photovoltaikanlage auf dem Dach stehen. „Die Zukunft liegt in jedem Fall beim Wasserstoff“, sagt Ständer. „Die Frage ist nur, wann und wie die Umstellung gelingt.“
Zum Unternehmen
Die Breuer Metallbearbeitung GmbH ist ein Metallverarbeitungsunternehmen aus Bad Laasphe. Mit seinen 32 Mitarbeitern produziert die Firma an zwei Standorten hauptsächlich Brennzuschnitte in Materialstärken von 1 bis 300 Millimetern für den Werkzeugbau, den Maschinenbau und für Stahlbauer. Dazu werden Technologien Autogenbrennen, Laserschneiden und Plasmaschneiden genutzt. Auch Fräsen, Schleifen und Sandstrahlen gehören zum Portfolio. Mehr Infos: https://breuer-metall.de