Von der Wesentlichkeit bis zur Prüfung – Ihr Handlungsleitfaden zur CSRD-Berichterstattung
Mediathek: Zur Fin.Connect.NRW-Mediathek mit den Aufzeichnungen der Webinare sowie den Präsentationen finden Sie hier. Zu den einzelnen Sessions kommen Sie auch direkt über die Titel dieser.
Einleitung Die Umsetzung der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) stellt insbesondere kleine und mittlere Unternehmen vor große Herausforderungen. Im Rahmen des Fin.Connect.NRW-Konvois wurden neun interaktive Webinare durchgeführt, um Unternehmen Schritt für Schritt durch den Berichtsprozess zu führen. Dieser Handlungsleitfaden fasst die wichtigsten Inhalte zusammen, bietet konkrete Handlungsempfehlungen und verweist auf die entsprechenden Videoaufzeichnungen und Präsentationen.
Was ist dieser Leitfaden – und wie ist er aufgebaut? Dieser Leitfaden versteht sich als praxisorientierte Hilfestellung für Unternehmen, die der CSRD-Berichtspflicht unterliegen oder sich frühzeitig darauf vorbereiten möchten. Er basiert auf den neun Sessions der Fin.Connect.NRW-Webinarreihe „Nachhaltigkeit konkret umsetzen“ und führt durch alle zentralen Schritte der Nachhaltigkeitsberichterstattung:
- Session 1–2: Grundlagenthemen wie Wesentlichkeitsanalyse und Datenerhebung
- Session 3–6: Vertiefung in spezifische Standards der European Sustainability Reporting Standards (ESRS), gegliedert nach Umwelt (E) und Soziales (S)
- Session 7: Aufbau und Struktur der eigentlichen Nachhaltigkeitserklärung
- Session 8–9: Praxistipps zur Umsetzung und Beantwortung konkreter Fragen aus der Unternehmenspraxis
Jede Einheit enthält:
- Eine kompakte inhaltliche Einordnung des jeweiligen Themas
- Konkrete Handlungsempfehlungen für Unternehmen
- Hinweise zu typischen Fallstricken oder offenen Fragen
- Verweise auf die zugehörigen Videoaufzeichnungen und Präsentationen
Ziel ist es, dass Unternehmen – unabhängig vom jeweiligen Umsetzungsstand – gezielt in die einzelnen Themen einsteigen können und am Ende der neun Einheiten eine vollständige Handreichung zur Bewältigung der CSRD vorliegen haben.
1. Effiziente und konforme Wesentlichkeitsanalyse
Worum geht es? Die Wesentlichkeitsanalyse bildet das Fundament der gesamten Nachhaltigkeitsberichterstattung nach der CSRD. Sie entscheidet darüber, welche Themen ein Unternehmen im Nachhaltigkeitsbericht abdecken muss – und welche nicht. Die Herausforderung besteht darin, sowohl die Perspektive der Auswirkungen (Impact Materiality) als auch die finanzielle Wesentlichkeit (Financial Materiality) systematisch zu erfassen. Erst durch die Kombination beider Dimensionen entsteht die sogenannte doppelte Wesentlichkeit.
Relevanz für Unternehmen: Ein präziser Wesentlichkeitsprozess hilft Unternehmen, ihre Ressourcen gezielt einzusetzen. Statt alle ESRS-Pflichten abzuarbeiten, können sie sich auf jene Themen konzentrieren, die aus Unternehmenssicht wirklich bedeutend sind – sei es wegen regulatorischer Risiken, strategischer Chancen oder tatsächlicher Umwelt- und Sozialauswirkungen entlang der Wertschöpfungskette.
Wichtige Inhalte der Session:
- Vorstellung der doppelten Wesentlichkeit: Was ist der Unterschied zwischen Impact und Financial Materiality?
- Einführung in die IRO-Systematik (Impacts, Risks, Opportunities)
- Stakeholderanalyse: Wer muss einbezogen werden – intern wie extern?
- Praxisbeispiel: Aufbau einer Wesentlichkeitsmatrix mit Bewertung von Eintrittswahrscheinlichkeit und Schwere
- Anforderungen an die Dokumentation (auch im Hinblick auf die Prüfung)
Handlungsempfehlung:
- Starten Sie mit einer Stakeholder-Mapping-Übung: Identifizieren Sie interne und externe Gruppen, die Einfluss auf Ihr Unternehmen haben oder von ihm beeinflusst werden.
- Erheben Sie potenzielle IROs: Nutzen Sie interne Quellen (z. B. Risiko- oder Umweltberichte) sowie externe Informationen (z. B. Branchenanalysen oder CSR-Risiko-Check).
- Bewerten Sie IROs systematisch: Kriterien können u. a. Eintrittswahrscheinlichkeit, Schwere, Umfang und Unumkehrbarkeit sein. Nutzen Sie gängige Tools wie Heatmaps oder Scoringmodelle.
- Berücksichtigen Sie die gesamte Wertschöpfungskette: Denken Sie auch an vorgelagerte (z. B. Rohstoffe) und nachgelagerte (z. B. Entsorgung) Stufen.
- Dokumentieren Sie transparent: Halten Sie Methoden, Quellen, Stakeholderbeteiligung und Bewertungen nachvollziehbar fest – die Wirtschaftsprüfung verlangt das.
Typische Fehler vermeiden:
- Keine Einbeziehung externer Stakeholder
- Unscharfe oder zu allgemein formulierte IROs
- Unklare Bewertungsmethoden oder fehlende Aktualisierungszyklen
Extratipp: Wiederholen Sie die Wesentlichkeitsanalyse nicht jährlich mechanisch. Prüfen Sie, ob sich Änderungen ergeben haben (z. B. durch neue Geschäftsaktivitäten, gesetzliche Anforderungen oder externe Ereignisse wie Pandemien). Falls nicht, kann das Ergebnis weiterhin gelten – EFRAG IG1 FAQ 7 (Link)).
Links: zur Präsentation und der Aufzeichnung
2. Datenerhebung im Rahmen der CSRD
Worum geht es? Nachdem im ersten Schritt festgelegt wurde, welche Themen wesentlich sind, folgt die eigentliche Datenerhebung. Denn jedes wesentliche Thema muss im Bericht mit konkreten Informationen unterlegt werden – sowohl narrativ (Richtlinien, Ziele, Maßnahmen) als auch quantitativ (z. B. Emissionswerte, Unfallquoten, Frauenanteile). Genau hier liegt eine der größten praktischen Herausforderungen der CSRD.
Relevanz für Unternehmen: Ein sauberer Datenerhebungsprozess ist Voraussetzung für die Prüfbarkeit der Nachhaltigkeitserklärung. Gleichzeitig erlaubt er eine realistische Selbsteinschätzung: Wo stehen wir? Was können wir verbessern? Ohne valide Daten lässt sich keine fundierte Nachhaltigkeitsstrategie aufbauen.
Wichtige Inhalte der Session:
- Vorstellung der PAT-Systematik (Policies, Actions, Targets)
- Unterschied zwischen narrativen und quantitativen Datenpunkten
- Aufbau einer internen Datensammlung: Wer ist wofür verantwortlich?
- Umgang mit Datenlücken, Schätzungen und Unsicherheiten
- Anforderungen der Wirtschaftsprüfung an Datenqualität, Quellen und Nachvollziehbarkeit
Handlungsempfehlung:
- Benennen Sie einen Hauptverantwortlichen für die Datenerhebung: Diese Person koordiniert die Abfrage, kennt die Anforderungen und kann Lücken erkennen.
- Verteilen Sie die Verantwortung auf sog. „Content Owner“: Jedes relevante Themenfeld (z. B. Klimadaten, Personal, Lieferkette) sollte einer Person zugeordnet werden – z. B. HR für soziale Themen, Umweltmanagement für E1.
- Nutzen Sie einfache Erhebungsformate: Excel-Templates für quantitative Angaben (z. B. CO₂-Werte) und Redaktionsblätter in Word für narrative Informationen (z. B. Richtlinienbeschreibungen).
- Stellen Sie frühzeitig Rückfragen sicher: Planen Sie Sprechstunden oder Austauschformate ein, in denen Unklarheiten besprochen werden können.
- Erstellen Sie eine Dokumentation zur Herkunft der Daten: Welche Quelle, welcher Berechnungsweg, welche Unsicherheit? Das alles kann bei der Prüfung relevant sein.
Typische Fehler vermeiden:
- Unvollständige oder veraltete Datenquellen
- Unklare Zuständigkeiten im Unternehmen
- Fehlende Erklärungen zur Berechnungsmethodik (z. B. bei CO₂)
Extratipp: Dokumentieren Sie nicht nur die Inhalte, sondern auch den Prozess selbst – also wie die Daten erhoben, validiert und freigegeben wurden. Dies erleichtert die Prüfung erheblich und reduziert Rückfragen der Wirtschaftsprüfer.
Nutzen: Ohne valide Daten ist eine Berichterstattung weder prüffähig noch effizient. Die Session zeigt, wie narrative und numerische Daten effizient erhoben werden können. Handlungsempfehlung: Nutzen Sie Excel-Templates für quantitative Daten und Redaktionsblätter für qualitative Inhalte. Schulen Sie interne "Content Owner".
Links: zur Präsentation und der Aufzeichnung
3. Deep Dive: ESRS E1 & E2 (Klima & Umweltverschmutzung)
Worum geht es? In den ESRS E1 und E2 geht es um zentrale Umweltaspekte: E1 behandelt den Klimawandel (einschließlich Emissionen, Risiken, Übergangspläne), E2 adressiert Umweltverschmutzung durch Luft, Wasser und Boden. Für viele Unternehmen sind das die bekanntesten und zugleich datenintensivsten Themen der CSRD.
Relevanz für Unternehmen: Diese Themen stehen oft im Fokus von Investoren, Banken und Öffentlichkeit – und sie sind häufig wesentlich. Unternehmen müssen hier häufig nicht nur berichten, sondern auch zeigen, wie sie ihren ökologischen Fußabdruck reduzieren und sich auf Klima- oder Umweltrisiken vorbereiten.
Wichtige Inhalte der Session:
- Einführung in ESRS E1: Scopes 1–3, THG-Reduktionsziele, Übergangspläne, Klimarisiken, EU-Benchmarks
- Einführung in ESRS E2: Emissionen in Luft, Wasser und Boden; Maßnahmen zur Vermeidung, Reduktion und Beseitigung
- Umgang mit der Berichtspflicht zu EU-Klimabenchmarks: Wer ist betroffen?
- Praxisbeispiele zu CO₂-Bilanzen und THG-Zielen
Handlungsempfehlung:
- Ermitteln Sie Ihre Scopes 1–3: Scopes 1 und 2 (direkte Emissionen und Strom) sind für alle relevant, Scope 3 ist komplexer – hier empfiehlt sich ein iterativer Ansatz. (Link)
- Prüfen Sie, ob Ihr Unternehmen unter die Ausschlusskriterien der EU-Klimabenchmarks fällt: Diese Offenlegungspflicht gemäß ESRS E1-1 lit. g betrifft Unternehmen, die über einen Klima-Übergangsplan berichten. Sie müssen angeben, ob sie gemäß der EU-Benchmark-Verordnung von sogenannten Paris-aligned Benchmarks ausgeschlossen wären – z. B. wenn sie hohe Umsätze aus Kohle, Öl, Gas oder emissionsintensiver Energieerzeugung erzielen. Diese Information ist insbesondere für Investoren und ESG-Ratings relevant ( ESRS E1-1 16(g) Link)
- Bewerten Sie Klimarisiken und Chancen: Denken Sie an Übergangsrisiken (z. B. neue Gesetze, CO₂-Preise) und physische Risiken (z. B. Extremwetter).
- Formulieren Sie ein Reduktionsziel: Selbst wenn noch keine Strategie vorliegt – ein erster Zielrahmen signalisiert Handlungswillen.
- Etablieren Sie eine Umweltpolitik: Dokumentieren Sie Richtlinien, Maßnahmen und Verantwortlichkeiten – das ist zentraler Teil der PAT-Logik.
Typische Fehler vermeiden:
- Scope 3 komplett ausblenden (obwohl z. B. Lieferketten relevant sind)
- Reduktionsziele ohne messbare Basis oder Methodik
- Verwechslung zwischen direkten Emissionen und eingekaufter Energie
Extratipp: Verwenden Sie anerkannte Standards wie das Greenhouse Gas Protocol (Link) zur Erfassung von Emissionen. Für erste Schritte können auch Tools hilfreich sein. Eine Auflistung finden Sie auf unserer Website (Link).
Nutzen: Die Themen Klimawandel und Umweltverschmutzung zählen zu den häufig als wesentlich bewerteten Bereichen. Für viele Unternehmen ist insbesondere die CO2-Bilanzierung essenziell. Handlungsempfehlung: Erfassen Sie Ihre Scope 1-3 Emissionen, prüfen Sie EU-Taxonomie-Relevanz und Klimabenchmarks, identifizieren Sie Übergangsrisiken und -chancen.
Links: zur Präsentation und der Aufzeichnung
4. Deep Dive: ESRS E3-E5 (Wasser, Biodiversität, Kreislaufwirtschaft)
Worum geht es? Die Standards ESRS E3 bis E5 behandeln zentrale Umweltaspekte, die bislang häufig vernachlässigt wurden: den Schutz von Wasser- und Meeresressourcen (E3), den Erhalt der biologischen Vielfalt (E4) sowie die Förderung der Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft (E5). Die EU verfolgt mit diesen Themen ambitionierte Umweltziele – Unternehmen sollen künftig nicht nur Emissionen, sondern auch Naturwirkungen offenlegen.
Relevanz für Unternehmen: Spätestens mit Verordnungen wie der EU-Verordnung zur Entwaldungsfreiheit (EUDR) (Link) oder durch zunehmende Anforderungen in Ausschreibungen und Kundenbeziehungen werden diese Themen handlungsrelevant – insbesondere für produzierende Unternehmen, aber auch für Dienstleister mit wasserintensiven Standorten oder großen Büroflächen.
Wichtige Inhalte der Session:
- Einführung in die Anforderungen von ESRS E3–E5
- Praxisbeispiele für Wasserstressanalysen und biodiversitätsrelevante Standortbewertungen
- Bedeutung von Ressourcennutzung und Abfallvermeidung im Rahmen der Kreislaufwirtschaft
- Hinweise zur Datenverfügbarkeit und zum Umgang mit Schätzungen
Handlungsempfehlung:
- Wasser (E3): Prüfen Sie, ob Ihre Standorte in Wasserstressgebieten liegen (mit dem Tool "Aqueduct" des WRI). Wenn ja, analysieren Sie Wassernutzung, -entnahme und -einleitung (Link).
- Biodiversität (E4): Bewerten Sie, ob Sie in oder in der Nähe zu Schutzgebieten (z. B. Natura 2000 (Link), Ramsar (Link), IUCN-Kategorien (Link) tätig sind. Dokumentieren Sie mögliche Auswirkungen auf Ökosysteme.
- Kreislaufwirtschaft (E5): Identifizieren Sie Materialien mit hohem Verbrauch oder Abfallaufkommen. Arbeiten Sie mit Lieferanten an Reduktions- und Wiederverwendungsmöglichkeiten.
- Richten Sie ein Umweltmanagementsystem aus: Auch wenn (noch) kein zertifiziertes System vorhanden ist, sollten Zuständigkeiten, Messgrößen und Prozesse dokumentiert sein.
- Nutzen Sie Schätzmethoden transparent: Wenn exakte Daten fehlen, sind Annahmen erlaubt – sie müssen aber nachvollziehbar, quellenbasiert und begründet sein.
Typische Fehler vermeiden:
- Gleichsetzung von Wasserverbrauch und -entnahme
- Vernachlässigung indirekter Auswirkungen (z. B. durch Lieferketten)
- Kein Bezug zu Gebieten mit besonderem Schutzstatus
Extratipp: Viele Angaben zu Wasser und Biodiversität lassen sich mit öffentlich zugänglichen Tools und Karten ermitteln. Die VSME-Guidance bietet zudem praxisnahe Erklärungen zur Unterscheidung zwischen Wasserverbrauch, -entnahme und -einleitung sowie zur Definition von biodiversitätskritischen Gebieten (Link).
Nutzen: Naturbezogene Themen gewinnen durch EUDR und Biodiversitätsziele an Bedeutung. Handlungsempfehlung: Nutzen Sie Tools wie Aqueduct für Wasserstressanalysen, erfassen Sie Maßnahmen und Ziele zu Ressourcennutzung & Biodiversität.
Links: zur Präsentation und der Aufzeichnung
5. Deep Dive: ESRS S1 (Eigene Belegschaft)
Worum geht es? ESRS S1 behandelt die Nachhaltigkeitsauswirkungen in Bezug auf die eigene Belegschaft – also die Mitarbeitenden, die direkt beim berichtenden Unternehmen beschäftigt sind (inkl. Leiharbeiter, Werkvertragsnehmer etc.). Dieser Standard umfasst Themen wie Arbeitsbedingungen, Gleichbehandlung, Mitbestimmung, Vergütung und Arbeitssicherheit.
Relevanz für Unternehmen: Die Anforderungen überschneiden sich vielfach mit Pflichten aus dem deutschen Arbeitsrecht – aber auch mit strategischen Personalthemen wie Fachkräftesicherung, Diversität oder Arbeitgeberattraktivität. Eine transparente Darstellung der Arbeitsverhältnisse und Verbesserungsmaßnahmen ist zunehmend auch für Banken, Kunden und Investoren von Interesse.
Wichtige Inhalte der Session:
- Vorstellung der Berichtspflichten zu Beschäftigungsstruktur, Diversität, Sozialleistungen und Arbeitskultur
- Abgrenzung von Beschäftigten vs. Fremdpersonal (S1 vs. S2)
- Anforderungen an Richtlinien, Maßnahmen und Ziele (PAT)
- Risikoanalyse
Handlungsempfehlung:
- Erheben Sie Ihre Beschäftigtenstruktur: Differenzieren Sie nach Geschlecht, Alter, Beschäftigungsverhältnis und Führungsebene.
- Dokumentieren Sie vorhandene Richtlinien: z. B. Gleichstellungsrichtlinien, Arbeitsschutzkonzepte, Diversity-Vorgaben
- Bewerten Sie vorhandene Maßnahmen: Welche Initiativen gibt es, wie sind diese institutionalisiert?
- Erfassen Sie relevante Kennzahlen: z. B. Krankheitsquoten, Fluktuation, Unfallhäufigkeit, Weiterbildungsstunden
- Binden Sie HR und Betriebsrat frühzeitig ein: Beide sind zentrale Partner bei der Berichterstattung zu sozialen Themen.
Typische Fehler vermeiden:
- Verwechslung von eigenen Beschäftigten mit beauftragten Dienstleistern
- Fehlende Nachvollziehbarkeit bei Kennzahlen (z. B. Definitionen bei Diversity)
- Keine Beschreibung der Umsetzung der Maßnahmen
Extratipp: Auch wenn viele Informationen schon für andere Zwecke vorliegen (z. B. Entgeltberichte, ISO-Zertifizierungen), müssen sie in der Nachhaltigkeitserklärung strukturiert und im CSRD-Kontext aufbereitet werden.
Nutzen: Soziale Nachhaltigkeit und menschenrechtliche Sorgfalt gewinnen an Bedeutung – auch durch LkSG und CSDDD. Handlungsempfehlung: Dokumentieren Sie Arbeitsbedingungen, Gleichbehandlung, Löhne, Mitbestimmung, Vielfalt und Gesundheitsschutz.
Links: zur Präsentation und der Aufzeichnung
6. Deep Dive: ESRS S2-S4 (Lieferkette, Gemeinschaften, Verbraucher)
Worum geht es? Die sozialen Standards S2 bis S4 betreffen Arbeitskräfte in der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungskette (S2), betroffene Gemeinschaften (S3) sowie Verbraucher und Endnutzer (S4). In ihnen spiegeln sich die menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten wider, wie sie z. B. im Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) oder der geplanten CSDDD festgeschrieben sind.
Relevanz für Unternehmen: Gerade international tätige Unternehmen – aber auch solche mit vielen Dienstleistern – müssen ihre Verantwortung über die eigenen Standorte hinaus wahrnehmen. Die CSRD verlangt eine Berichterstattung über Strategien, Maßnahmen, Risiken und Wirkungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
Wichtige Inhalte der Session:
- Abgrenzung: Wer zählt zur eigenen Belegschaft (S1), wer zur Lieferkette (S2)?
- Anforderungen an Risikoanalysen, Präventions- und Abhilfemaßnahmen
- Rolle von Stakeholdern und Beschwerdemechanismen
Handlungsempfehlung:
- Führen Sie eine Risikoanalyse in der Lieferkette durch: Nutzen Sie z. B. den CSR Risiko-Check (Link) oder Branchenstudien.
- Stellen Sie dar, welche Maßnahmen Sie zur Risikovermeidung und -minderung ergreifen: Schulungen, Audits, Code of Conduct etc.
- Etablieren Sie ein Beschwerdemechanismus-System: Dieses muss zugänglich, sicher und wirksam sein – auch für externe Betroffene.
- Bewerten Sie auch nachgelagerte Risiken: etwa durch Produktnutzung (S4) oder Standortwirkungen (S3)
- Dokumentieren Sie die Einbindung vulnerabler Gruppen: z. B. bei Infrastrukturprojekten, Standorterweiterungen oder Lieferantenverträgen
Typische Fehler vermeiden:
- Keine Priorisierung der Risiken (nach Schwere/Wahrscheinlichkeit)
- Unklare Verantwortlichkeiten zwischen Einkauf, CSR und Geschäftsführung
- Fehlen von Wirkungskennzahlen und Erfolgskontrolle
Extratipp: Orientieren Sie sich an etablierten Leitfäden – z. B. dem Praxislotsen Wirtschaft & Menschenrechte (Link) oder dem KMU-Kompass (Link).
Nutzen: Diese Standards fokussieren auf Auswirkungen entlang der Wertschöpfungskette. Besonders relevant für Unternehmen mit globalen Lieferketten. Handlungsempfehlung: Integrieren Sie Risikoanalysen entlang der Lieferkette und dokumentieren Sie Beschwerdemechanismen.
Links: zur Präsentation und der Aufzeichnung
7. Aufbau und Struktur der Nachhaltigkeitserklärung
Worum geht es? Die CSRD schreibt nicht nur vor was berichtet werden muss, sondern stellt auch Anforderungen an die Form und Struktur des Berichts. Eine gut strukturierte Nachhaltigkeitserklärung erleichtert das Verständnis, erhöht die Nachvollziehbarkeit – und reduziert Rückfragen in der Prüfung.
Relevanz für Unternehmen: Die ESG-Themen müssen in einer klaren, nachvollziehbaren Reihenfolge dargestellt werden. Besonders hilfreich ist dabei die sogenannte PAT-Struktur (Policies, Actions, Targets), die sich in der Praxis bewährt hat.
Beispiele von CSRD-Berichten finden Sie hier: Link
Wichtige Inhalte der Session:
- Vorgaben zur Gliederung
- Praxisbeispiele zur PAT-Struktur
- Einsatz von Indizes: Disclosure Index, Due Diligence Index, EU-Datenpunktindex
Handlungsempfehlung:
- Nutzen Sie ein einheitliches Kapitelraster: z. B. für jedes wesentliche Thema eine Darstellung nach PAT + Kennzahlen.
- Verwenden Sie einen IRO-Überblick am Anfang: Zeigen Sie alle identifizierten IROs in einer Matrix oder Liste.
- Bilden Sie die Struktur digital ab: Verlinkungen, Tagging und Übersichten helfen auch im XHTML-Format.
- Nutzen Sie Indizes am Ende des Berichts: Diese strukturieren umfangreiche Inhalte und sind eine Prüfhilfe.
- Vermeiden Sie Redundanzen: Verweisen Sie gezielt innerhalb des Berichts auf bestehende Inhalte (Querverweise).
Typische Fehler vermeiden:
- Kein roter Faden – z. B. uneinheitliche Darstellung je Thema
- Keine Abgrenzung zwischen Richtlinien, Maßnahmen und Zielen
- Keine klare Leseführung durch die Kapitelstruktur
Extratipp: Die Verwendung von „Markers“ (z. B. E1, S1 etc.) hilft bei der Orientierung – auch wenn die vollständigen Disclosure-Titel nicht übernommen werden.
Nutzen: Eine stringente Struktur vereinfacht nicht nur die Lesbarkeit, sondern auch die Prüfung. Handlungsempfehlung: Nutzen Sie die PAT-Struktur (Policies, Actions, Targets), ordnen Sie IROs klar zu, nutzen Sie Indizes im Anhang.
Links: zur Präsentation und der Aufzeichnung
8. Tipps & Tricks für die Berichterstellung und erfolgreiche Prüfung
Worum geht es? In der Praxis zeigt sich: Selbst gut strukturierte Berichte können scheitern, wenn Prüfer wesentliche Anforderungen als nicht erfüllt ansehen. Diese Session liefert Tipps, wie man typische Fallstricke bei Datenerhebung, Formulierung und Struktur vermeidet – und wie die Zusammenarbeit mit Wirtschaftsprüfern gelingen kann.
Relevanz für Unternehmen: In Jahr 1 kostet die CSRD-Berichterstattung viel Zeit und Nerven. Fehler in der Aufbereitung oder fehlende Dokumentation führen oft zu Rückfragen oder Nachbesserungsbedarf. Wer gut vorbereitet ist, spart Aufwand und Ressourcen.
Wichtige Inhalte der Session:
- Anforderungen der Prüfung an die Wesentlichkeitsanalyse und IROs
- Tipps für Formulierungen: klar, prüffähig, nachvollziehbar
- Prozessdokumentation als Grundlage für die Prüfung
- Umgang mit Prüferanforderungen: Was ist verhandelbar?
Handlungsempfehlung:
- Bereiten Sie eine Prozessdokumentation vor: z. B. zur Wesentlichkeitsanalyse, Datenerhebung und Freigabeprozessen.
- Nutzen Sie standardisierte Begrifflichkeiten: Einheitliche Sprache und Begriffsdefinitionen helfen der Verständlichkeit.
- Prüfen Sie alle IROs auf Klarheit: Ist erkennbar, worum es geht? Sind die Formulierungen eindeutig?
- Binden Sie die Prüfer frühzeitig ein: Erste Rückmeldungen können bei der internen Vorbereitung helfen.
- Verfolgen Sie eine iterative Berichtserstellung: Schrittweises Erarbeiten ist effizienter als „alles auf einmal“.
Typische Fehler vermeiden:
- Narrative ohne Bezug zu vorher definierten IROs
- Unklare Zuständigkeiten bei der Freigabe
- Keine Rückverfolgbarkeit der Datenquellen
Extratipp: Denken Sie daran: Auch Prüfer befinden sich in einer Lernphase. Eine konstruktive Zusammenarbeit auf Augenhöhe kann helfen, viele Hürden zu vermeiden.
Nutzen: Erfahrungswissen aus der Praxis zeigt, worauf Prüfer achten und welche Stolpersteine es zu vermeiden gilt. Handlungsempfehlung: Dokumentieren Sie Prozesse nachvollziehbar, überprüfen Sie die Formulierungen von IROs auf Prüfbarkeit.
Links: zur Präsentation und der Aufzeichnung
9. Q&A: Ihre Fragen zur Praxis der CSRD
Worum geht es? In der finalen Session wurden viele praktische Fragen aus der Unternehmenspraxis aufgegriffen – etwa zur Anwendbarkeit von Benchmarks, zur Wesentlichkeit von Wasser, zur Abgrenzung von Beschäftigten und zur Nutzung von VSME.
Relevanz für Unternehmen: Gerade die individuelle Umsetzung der CSRD bringt viele Detailfragen mit sich. Diese Session dient als Sammlung häufiger Stolperstellen – und gibt pragmatische Antworten.
Wichtige Inhalte der Session:
- Umgang mit Wasserstressgebieten (inkl. Tool-Empfehlung „Aqueduct“)
- Anwendung der Benchmark-Kriterien in ESRS E1
- Abgrenzung S1 vs. S2 – wer zählt wozu?
- Tipps zu gut strukturierten CSRD-Berichten (Benchmark-Beispiele)
- Nutzen und Grenzen des VSME-Standards
Typische Fehler vermeiden:
- Fehlinterpretation der Benchmark-Kriterien
- Ignorieren relevanter Umwelt- oder Sozialaspekte, weil sie „nicht operativ“ erscheinen
- Verwechslung von Beschäftigungsarten
Extratipp: Verwenden Sie die Q&A-Impulse als Grundlage für Ihre internen Workshops oder die Diskussion mit Beratern und Prüfern. Viele Themen sind nicht schwarz-weiß – der Austausch fördert Klarheit.
Nutzen: Beantwortung praxisnaher Fragen, z. B. zu Wasserstress, Benchmarks, Wesentlichkeit oder VSME. Handlungsempfehlung: Nutzen Sie die Q&A als Impuls für eigene Fragestellungen und betriebsinterne Diskussionen.
Links: zur Präsentation und der Aufzeichnung